Was ist sinosomatics?
sinosomatics ist ein integratives Verfahren, das moderne neurowissenschaftliche Erkenntnisse mit jahrtausendealtem Erfahrungswissen verbindet. Im Mittelpunkt steht dabei das Einbeziehen aller Ebenen des menschlichen Erlebens – leiblich-gespürt, körperlich-motorisch, sprachlich-rational, emotional und bildlich-imaginativ.
Ein wesentliches Merkmal von Sinosomatics ist die dynamische Fähigkeit, flexibel zwischen diesen verschiedenen Ebenen zu wechseln. Dabei zeigt sich häufig, dass sich Probleme auf ganz anderen Ebenen lösen lassen als auf der, auf der sie ursprünglich sichtbar geworden sind.
Wenn beispielsweise Worte nicht ausreichen, um ein einschneidendes Erlebnis zu überwinden, kann oft eine einfache Bewegung oder das Einnehmen einer bestimmten Körperhaltung den entscheidenden Impuls geben. Ebenso kann das Erleben der Wärme eines in die Hand gelegten Steines Gefühle von emotionaler Kälte transformieren, die unser Gegenüber vielleicht seit Ewigkeiten begleitet.
sinosomatics verbindet solche Interventionen auf eine systematische und wissenschaftlich fundierte Weise. Daraus entsteht ein organischer Prozess, der hoch individualisiert, leicht und dennoch tiefgründig ist. Die Methode erlaubt es, flexibel und intuitiv auf die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten jedes Menschen einzugehen. Durch diese bewusste Verbindung von Körper und Psyche werden neue Zusammenhänge sichtbar, Selbstwahrnehmung gefördert und persönliche Entwicklungswege eröffnet.

„Ich habe den Verdacht, dass psychotherapeutische Systeme in ihrer Wirksamkeit in dem Maße geschwächt werden, wie sie eine bestimmte Ebene auf Kosten aller anderen idealisieren.“
George Downing, Körper und Wort in der Psychotherapie
Was bedeutet der Name?
sino steht für die Einflüsse aus dem ostasiatischen Kulturkreis. In unsere Behandlung fließen sowohl traditionelle Methoden der somatischen Stimulation wie Akupunktur, Moxatechniken oder nicht-invasive Alternativen ein, als auch das jahrtausendealte ostasiatische Wissen über leiblich-gespürte Zusammenhänge und die genaue Lokalisation therapeutischer Zonen.
somatics ist ein Oberbegriff für therapeutische Ansätze, die die innere Wahrnehmung des Menschen betonen. Soma bezeichnet dabei nicht den äußerlich sichtbaren und messbaren Körper, sondern unser Soma, den gespürten Leib – so, wie wir ihn von innen heraus erfahren und wahrnehmen.

„Das Wesentliche der feinen Nadeln ist leicht in Worte zu fassen,
aber schwer zu verstehen.
Dem ungehobelten Therapeuten geht es darum,
die äußerliche Gestalt zu bewahren.
Dem herausragenden Therapeuten geht es darum,
den Geist zu bewahren.“
Huang Di Nei Jing, Ling Shu, Kap. 1
Eine typische Sitzung
Eine typische sinosomatics-Sitzung dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Wenn wenig Zeit ist, kann oft aber auch eine einzige Technik einen großen Unterschied machen. Im kurzen Vorgespräch klären wir das Anliegen und schaffen dann eine sichere und entspannte Atmosphäre.
Die Behandlung beginnt mit dem sogenannten „Klären der Mitte“, bei dem zunächst der Körper nach druckempfindlichen Stellen abgetastet wird. Diese lösen wir durch Akupunktur oder sanfte Stimulation. Dieser Schritt führt oft in eine angenehme Entspannung und leichte Trance.
Im Hauptteil bearbeiten wir dann aktuelle oder vergangene Probleme unseres Gegenübers auf der jeweils passenden Ebene. Dabei arbeiten wir gezielt mit Körperempfindungen, inneren Bildern und Bewegungen. Konflikte und Ambivalenzen lösen wir beispielsweise durch die Technik „In-die-Hände-Legen“, belastende Bilder und Gedanken durch gezielte bifokale Stimulation bestimmter Körperbereiche und körperliche Beschwerden durch motorische oder somatosensorische Interventionen.
Jede Sitzung endet in tiefer Entspannung und Wohlbefinden, das wir durch Düfte, Musik oder positive Bilder verankern.

Die Geschichte von Sinosomatics
sinosomatics basiert auf der von Dr. Annemarie Schweizer-Arau entwickelten Systemischen Autoregulationstherapie (SART).
Aus der psychotherapeutischen Medizin kommend hat Dr. Schweizer-Arau seit den 1990er Jahren Elemente der Ericksonschen Hypnotherapie mit den körperlichen Stimulationsmethoden der traditionellen ostasiatischen Heilkunde kombiniert und diese Methode über dreißig Jahre in ihrer eigenen psychosomatischen Praxis verfeinert.
Ab den 2010er Jahren konnte durch enge Kooperation von Dr. Schweizer-Arau mit der Placeboforscherin Prof. Dr. Karin Meißner und dem Neurowissenschaftler Prof. Dr. Florian Beißner in mehreren Studien zuerst die Wirksamkeit der Therapie für die Indikationen Endometriose-bedingte Schmerzen und unerfüllter Kinderwunsch bewiesen werden. Später gelang es, mittels funktioneller Hirnbildgebung auch Teile des Wirkmechanismus zu entschlüsseln.
Die intensive Zusammenarbeit zwischen der Entwicklerin und den beiden Wissenschaftler*innen führte darüber hinaus zu einer methodischen Verfeinerung, Systematisierung und neurowissenschaftlichen Fundierung der Therapie.
Das Ergebnis heißt seit 2020 sinosomatics.
Erfahrung trifft Wissenschaft
Die wissenschaftliche Erforschung von sinosomatics mit modernen neurowissenschaftlichen Methoden hat erste Hinweise auf den Wirkmechanismus gebracht. So konnte ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftler:innen der Medizinischen Hochschule Hannover, Hochschule Coburg, TU München sowie der Universität Heidelberg in einer Studie an 60 Patientinnen zeigen, dass sich deren Hirnaktivität im Rahmen der Therapie deutlich veränderte.


Insbesondere zeigte sich, dass bei den Patientinnen der Teil des vorderen Hippocampus, der unter anderem für die Steuerung der sog. Stress-Achse verantwortlich ist, nach der Therapie weniger stark mit dem somatosensorischen Cortex und der rechten Insula verknüpft war. Diese Veränderungen waren dabei umso ausgeprägter, je mehr sich die Symptomatik der Patientinnen besserte.
Da der vordere Hippocampus unser wichtigstes Zentrum für die Verarbeitung emotionaler Erinnerungen ist und sowohl die Insula als auch der somatosensorische Cortex dem System der Körper- bzw. Leibeswahrnehmung zugeordnet werden können, ergibt sich aus diesen Beobachtungen eine plausible Erklärung für die Wirkung von sinosomatics:
Durch die Therapie werden verkörperte emotionale Erinnerungen, wie sie bei psychosomatischen Erkrankungen oft ursächlich für Schmerzen und andere Symptome sind, dahingehend beeinflusst, dass sich die emotionalen Erinnerungen von den mit ihnen assoziierten körperlichen Mustern lösen können.
Die vollständige Publikation und weitere Studien zu sinosomatics finden Sie hier.

Begründer der Methode
Dr. med. Annemarie Schweizer-Arau ist Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin und Master der TCM. Als Entwicklerin von sinosomatics lebt und atmet sie diese Therapie und hat stets noch Pfeile im Köcher, wenn alle andere bereits ihren Bogen weglegen.
Prof. Dr. phil. nat. Florian Beißner ist als Neurowissenschaftler, Coach und Therapeut auf integrative Verfahren spezialisiert. Als Entwickler von sinosomatics bringt er Ordnung in das kreative Chaos und stellt sicher, dass das System erlernbar und erforschbar ist.
