Was ist sinosomatics?
sinosomatics verbindet das Erfahrungswissen der ostasiatischen Heilkunde mit Elementen der modernen Hypnotherapie. Dabei ist sinosomatics weder eine reine Psychotherapie noch ein rein somatischer Ansatz sondern eine vollständig integrierte Kombination von beiden.
Die Verbindung von altem und neuem Wissen führt zu einem intuitiven Verständnis der aus westlicher Sicht oft ungewohnten Krankheitskonzepte, wie Schleim (痰), Hitze (暑) oder Wind (風): In der interozeptiven Trance, die eines der Kernkonzepte von sinosomatics darstellt, verwenden Patient*innen solche Begriffe ganz selbstverständlich zur Beschreibung ihrer inneren Zustände und Empfindungen. Diese Erkenntnis eröffnet damit zugleich einen Zugang zur reichen, bildhaften aber größtenteils vorsprachlichen Welt der Emotionen bzw. des Unterbewusstseins.

„Das Wesentliche der feinen Nadeln ist leicht in Worte zu fassen,
aber schwer zu verstehen.
Dem ungehobelten Therapeuten geht es darum,
die äußerliche Gestalt zu bewahren.
Dem herausragenden Therapeuten geht es darum,
den Geist zu bewahren.“
Huang Di Nei Jing, Ling Shu, Kap. 1
Was bedeutet der Name?
sino steht für die Einflüsse der Therapie aus dem ost-asiatischen Kulturkreis, der sogenannten Sinosphäre. Hierzu gehören neben der körperlichen Stimulation durch Akupunktur, Moxa oder Schröpfen auch die Anwendung traditioneller Diagnosen und Krankheitskonzepte.
somatics ist ein Oberbegriff für therapeutische Ansätze, welche die innere Wahrnehmung des Menschen betonen. Soma meint dabei nicht den äußerlich sichtbaren und messbaren Körper, sondern unseren Leib, wie wir ihn von innen heraus wahrnehmen.

Die Geschichte von Sinosomatics
sinosomatics basiert auf der von Dr. Annemarie Schweizer-Arau entwickelten Systemischen Autoregulationstherapie (SART).
Aus der psychotherapeutischen Medizin kommend hat Dr. Schweizer-Arau seit den 1990er Jahren Elemente der Ericksonschen Hypnotherapie mit den körperlichen Stimulationsmethoden der traditionellen ostasiatischen Heilkunde kombiniert und diese Methode über dreißig Jahre in ihrer eigenen psychosomatischen Praxis verfeinert.
Ab den 2010er Jahren konnte durch enge Kooperation von Dr. Schweizer-Arau mit der Placeboforscherin Prof. Dr. Karin Meißner und dem Neurowissenschaftler Prof. Dr. Florian Beißner in mehreren Studien zuerst die Wirksamkeit der Therapie für die Indikationen Endometriose-bedingte Schmerzen und unerfüllter Kinderwunsch bewiesen werden. Später gelang es, mittels funktioneller Hirnbildgebung auch Teile des Wirkmechanismus zu entschlüsseln.
Die intensive Zusammenarbeit zwischen der Entwicklerin und den beiden Wissenschaftler*innen führte darüber hinaus zu einer methodischen Verfeinerung, Systematisierung und neurowissenschaftlichen Fundierung der Therapie.
Das Ergebnis heißt seit 2020 sinosomatics.
Erfahrungswissen trifft Neurowissenschaft
Die wissenschaftliche Erforschung von sinosomatics mit modernen neurowissenschaftlichen Methoden hat erste Hinweise auf den Wirkmechanismus gebracht. So konnte ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftler*innen der Medizinischen Hochschule Hannover, Hochschule Coburg, TU München sowie der Universität Heidelberg in einer Studie an 60 Patientinnen mit Endometriose zeigen, dass sich deren Hirnaktivität im Rahmen der Therapie deutlich veränderte.


Insbesondere zeigte sich, dass bei den Patientinnen der Teil des vorderen Hippocampus, der unter anderem für die Steuerung der sog. Stress-Achse verantwortlich ist, nach der Therapie weniger stark mit dem somatosensorischen Cortex und der rechten Insula verknüpft war. Diese Veränderungen waren dabei umso ausgeprägter, je mehr sich die Symptomatik der Patientinnen besserte.
Da der vordere Hippocampus unser wichtigstes Zentrum für die Verarbeitung emotionaler Erinnerungen ist und sowohl die Insula als auch der somatosensorische Cortex dem System der Körper- bzw. Leibeswahrnehmung zugeordnet werden können, ergibt sich aus diesen Beobachtungen eine plausible Erklärung für die Wirkung von sinosomatics bei der Behandlung endometriose-bedingter Schmerzen:
Durch die Therapie werden verkörperte emotionale Erinnerungen, wie sie bei der Endometriose aber auch anderen Krankheiten oft ursächlich für die extremen Schmerzen sind, dahingehend beeinflusst, dass sich die emotionalen Erinnerungen von den mit ihnen assoziierten körperlichen Mustern lösen können.
Die vollständige Publikation und weitere Studien zu sinosomatics finden Sie hier.

Ausbildende
Dr. med. Annemarie Schweizer-Arau ist Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin und Master der TCM. Als Entwicklerin von sinosomatics lebt und atmet sie diese Therapie und hat stets noch Pfeile im Köcher, wenn alle andere bereits ihren Bogen weglegen.
Dr. phil. nat. Florian Beißner ist Physiker, Heilpraktiker und Professor für systemische Neurowissenschaften. Er bringt Ordnung in das kreative Chaos und stellt sicher, dass sinosomatics erlernbar und erforschbar ist.
